August: 1506-1605

Kardinal Albrecht (1490-1545, einflussreicher Kirchenfürst) Erzbischof zu Magdeburg, Kurfürst zu Mainz, mächtigster Kirchenfürst seiner Zeit - Typus: humanistisch gesinnter Renaissance-Herrscher. Einer der Widersacher Martin Luthers. Wollte Halle, seine Lieblingsresidenz, gegen die Reformation als katholische Festung ausbauen. War mit seinem Gehilfen, dem ehemaligen Großinquisitor von Polen Tetzel, maßgeblich am Ablasshandel beteiligt, mit dem der Bau des Papstsitzes, des Petersdoms in Rom, finanziert wurde. Zu seiner Zeit ging es in Halle mitunter Prächtiger zu als am Kaiserhof. Albrecht förderte das Kunst- und Geistesleben und drückte Halle seinen Stempel auf unter anderem beim Umbau des Doms, dessen First er im Stile venzianischer Baukunst in eine weithin sichtbare Abfolge großer Bögen überformen ließ. Residierte in der Moritzburg (heute "Staatliche Galerie Moritzburg" mit bedeutender Kunstsammlung). Soll außerdem eine Absteige im "Kühlen Brunnen" (heute: "Hallesches Brauhaus") gehabt haben, wo es ihm eine italienische Sängerin angetan haben soll.

Der hallesche Bildhauer und Burg-Professor Bernd Göbel hat den unzüchtigen Lebenswandel des Kardinals in einem Brunnen verarbeitet. Das Kunstwerk, der so genannte Göbelbrunnen, steht auf dem Hallmarkt (zwischen Marktkirche und Händelhalle).
(von http://www.salsa-ost.de)

1513 wurde Erzbischof Albrecht von Brandenburg Nachfolger des verstorbenen Erzbischofs. Der Dominikanermönch Tetzel weilte 1517 in Halle zum Verkauf des Ablasses, gegen den Martin Luther im nahen Wittenberg protestierte.
1528 verstarb der Maler Mathias Grünewald in Halle. Ein Jahr später wurde der neue Stadtgottesacker auf dem Martinsberg feierlich eröffnet. 1530-39 wurden die romanischen Basiliken St. Gertrauden und St. Marien zu der viertürmigen Marktkirche, welche heute zusammen mit dem 1418 erbauten Roten Turm das Stadtbild Halles prägen (die 5 Türme).
Die offizielle Einführung der Reformation in Halle war 1541. In den Jahren 1545/46 predigte Martin Luther mehrmals in der Marktkirche zu Halle. Die Totenmaske und der Abdruck der Händes des Reformators befinden sich heute noch in der Sakristei des Gotteshauses.

Friedhöfe haben in der Regel immer etwas Geheimnisvolles und Gruseliges an sich, vor allem wenn sie schon mehr als 400 Jahre alt sind. Als Kardinal Albrecht von Brandenburg zu Beginn des 16. Jahrhunderts beginnt, den repräsentativen Ausbau des halleschen Marktplatzes voranzutreiben, müssen die alten Begräbnisplätze verschwinden. Als Ersatz beschließt der Rat am 23. Mai 1529, in Höhe des Martinsberges mit seiner uralten Kapelle außerhalb des Stadtgebietes einen neuen Friedhof, den Stadtgottesacker, anzulegen. Nach Plänen des halleschen Baumeisters Nickel Hoffmann wird die Anlage im Stile eines "Campo Santo" unter dem Einfluss der italienischen Renaissance gestaltet. Es entsteht eine Grabanlage mit 94 Grab- oder Schwibbögen, die die etwa vier Meter tiefen Grüfte einrahmen. Später wird jede Gruft noch durch eine flachbögige Holzdecke geschützt. Das von Nickel Hoffmann und seinen Steinmetzen geschaffene Kunstwerk findet stets nur bewundernde Beschreibungen. Die durch hallesche Kunstschmiede gearbeiteten, kunstvollen Abschlussgitter sind nur teilweise erhalten. Heute gibt es Bemühungen, diese durch neue Arbeiten zu ersetzen. Seit mehreren Jahren werden die Grüfte berühmter Persönlichkeiten in mühevoller Kleinarbeit saniert. Ein Spaziergang über diesen Friedhof ist ein Spaziergang durch die Geschichte der Stadt Halle.
(von www.halle.de )

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